StadtRaumBoxen #23 - Kristin Wenzel “plinthen”

Mit der Eröffnung der in Bukarest und Gotha lebenden Künstlerin Kristin Wenzel startet am 31. Mai die 23. Auflage der Ausstellungsreihe StadtRaumBoxen.

Kristin Wenzel arbeitet bereits seit ihrem Studium in Düsseldorf konzeptuell und interdisziplinär, in ihrem künstlerischen Schaffen entstehen großformatige Skulpturen und Installationen, die häufig als Interventionen im urbanen Raum ausgeführt werden.

Die Folgen der politischen Wende 1989/90 waren für Kristin Wenzel Ausgangspunkt ihres künstlerischen Interesses an der Übersetzung von gesellschaftlichen Umbrüchen und Veränderungen in architektonische Situationen. Das visuelle Scannen und Kartieren von Orten und Gebäuden ist dabei zu einer grundlegenden Methode geworden bei der Auseinandersetzung mit vergessenen oder im Verschwinden begriffenen Orten, wie Vitrinen, Kioske, Litfaßsäulen, Schaukästen, Straßenlaternen oder Springbrunnen, die sie auf ihren Streifzügen durch den städtischen Raum entdeckt. Der Gedanke der Transformation durchdringt ihre gesamte Praxis und verbindet Vergangenheit und Gegenwart durch Prozesse des Sammelns und Neuinterpretierens. Dabei verweist sie mit ihren Arbeiten auch stets auf die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum und erschafft sogenannte „Möglichkeitsorte“.

Für die StadtRaumBoxen hat sie die Arbeit plinthen entwickelt. Es ist eine dezidierte Auseinandersetzung mit der skulpturalen Form der Vitrinen. Ein Element der Vitrinen wird dabei in den Fokusgerückt: der Sockel. Dieser besteht im Fall der StadtRaumBoxen aus grobbehauenem Naturstein. Dessen Farbigkeit und Form wird aufgenommen und zur geschlossenen Oberfläche der gesamten Vitrine.

Kristin Wenzel geht es bei der Arbeit plinten weniger um Imitation oder Illusion, als vielmehr um das Sichtbarmachen einer bereits bestehenden architektonischen Form. Auch Interventionen anderer Spuren, wie Graffitis, und die Veränderungen des Aussehens der Sockel, die sich über Jahre vollzogen haben, ihre Patina, werden auf diese Weise in den Blick gerückt.

Mit dem Ausstellungstitel greift Kristin Wenzel einen Begriff der Architektur auf, der dort synonym für ‚Sockel‘ bzw. ‚Unterbau‘ steht, im Bereich der Skulptur jedoch vom Sockel unterschieden wird. So wird das Oszillieren der Vitrinen zwischen architektonischem Objekt und ihrem skulpturalem Charakter, der durch den künstlerischen Eingriff unterstrichen wird, auch auf der begrifflichen Ebene „sichtbar“ gemacht.

Kristin Wenzel, geboren 1983 in Gotha, lebt und arbeitet in Bukarest und Gotha. Von 2006 bis 2010 studierte sie an der Kunstakademie Münster, anschließend an der Kunstakademie Düsseldorf, wo sie 2013 ihr Studium als Meisterschülerin abschloss.

Sie ist Mitbegründerin der Künstlerinitiative Template in Bukarest. Zu ihren jüngsten Einzelausstellungen gehören: MIRA, Tranzit.ro, Siliștea Snagovului (2022), LOVERS IN THE NIGHT, Goethe-Institut, Bukarest (2021), ‘The Coin’, Herzogliches Museum, Gotha in Zusammenarbeit mit ACC Galerie und dem Kunstfest Weimar (2021), wild orchids (2020), SOX Berlin und ‘The Near and the Elsewhere’ (2020), Suprainfinit Gallery, Bukarest, Rumänien. Als Teil ihrer künstlerischen Praxis kuratiert und initiiert sie Ausstellungen im In- und Ausland. Zu ihren jüngsten Ausstellungsprojekten zählen u. a. GEISTER, Expoflora Pavilion Herastrau Bukarest (2024), Protect your heart at work, Rezidenta BRD Scena9 (2022) in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Bukarest und MEANS OF ESCAPE, kuratiert fürs Kunsthaus Erfurt (2021). Kristin Wenzel erhielt 2020 das Arbeitsstipendium der Kulturstiftung des Freistaats Thüringen.

Seid gespannt und KOMMt vorbei!

Weitere Informationen: www.facebook.com/KulturQuartierErfurt und www.kulturquartier-erfurt.de

Begrüßung: Tely Büchner, Vorstand KulturQuartier Erfurt e. V.

Artist Talk: Tely Büchner und Susanne Knorr mit Kristin Wenzel

Vielen Dank den Förderern:

Sparkasse Mittelthüringen, Landeshauptstadt Erfurt, Kulturstiftung des Freistaats Thüringen